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ABOUT

Displayed Words is an experiment in thinking with language, text, and poetry through digital and public formats. Who and what defines the space in which words are made legible and meanings are produced? How does the perception of text change from one medium to another? Displayed Words plays with the intelligibility of text and its manifold displays; it also poses questions pertaining to context within which literature and poetry can be perceived and understood. Finally, it asks how text is mediated, and in which language dominant discourse and literature are communicated in a metropolitan like Berlin. What about languages considered minoritarian, those one hears across the city in everyday encounters, such as Russian, Turkish, Arabic, Vietnamese, or Spanish …?

For its second edition, Displayed Words will take place at Bürgeramt Rathaus Tiergarten, where texts are presented on a digital display panel on the balcony above the main entrance. The Bürgeramt Rathaus is a site of bureaucracy pertaining to social existence that everyone will have to come across regardless of race, gender, class, religion, status, or background. The collaboration between CCA Berlin and Bezirksamt Mitte, in cooperation with the DAAD Artists-in-Berlin Program, focuses on displaying poetry in such a public site and brings together a group of writers/artists whose practice oscillates between different fields.

 

Curated by Fabian Schöneich, Nan Xi and Lou Ferrand (Jeunes Commissaires Fellowship 2023), CCA Berlin and Mathias Zeiske, DAAD.
Head of Department, District Office Mitte of Berlin, Office for Further Education and Culture:: Dr. Ute Müller-Tischler
Supported by Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, project funds from Draussenstadt and the DAAD Artists-in-Berlin Program. Animations and design by Ronnie Fueglister and Yves Graber, code by Lorenz Peter.

 

 

 

ÜBER

Displayed Words ist ein Experiment im Umgang mit Sprache, Text und Poesie durch digitale und öffentliche Formate. Wer und was definiert den Raum, in dem Wörter abgebildet und Bedeutungen erzeugt werden? Wie verändert sich die Wahrnehmung von Text von einem Medium zum anderen? Displayed Words spielt mit der Verständlichkeit von Text und seinen vielfältigen Darstellungen; es stellt Fragen nach dem Kontext, in dem Literatur und Poesie wahrgenommen und verstanden werden können. Schließlich fragt es, wie Text vermittelt wird und in welcher Sprache der dominante Diskurs und die Literatur in einer Metropole wie Berlin kommuniziert werden. Wie verhält es sich mit Sprachen, die als minoritär gelten und die man in der Stadt in alltäglichen Begegnungen hört, wie z. B. Russisch, Türkisch, Arabisch, Vietnamesisch, oder Spanisch…?

Die zweite Ausgabe von Displayed Words findet im Bürgeramt Rathaus Tiergarten statt, wo die Texte auf einer digitalen Anzeigetafel auf dem Balkon über dem Haupteingang präsentiert werden. Das Bürgeramt und Rathaus ist ein Ort, der unsere soziale Existenz bürokratisch gestaltet, und den jede* besuchen musste, unabhängig von Race, Gender, Klasse, Religion, Status und Herkunft. Die Zusammenarbeit zwischen CCA Berlin und dem Bezirksamt Mitte in Kooperation mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD konzentriert sich auf die Präsentation von Poesie an einem solchen öffentlichen Ort und bringt eine Gruppe von Schriftsteller*innen/ Künstler*innen zusammen, deren Praxis sich zwischen verschiedenen Bereichen bewegt.

 

Kuratiert von Fabian Schöneich, Nan Xi und Lou Ferrand (Jeunes Commissaires Stipendium 2023), CCA Berlin und Mathias Zeiske, DAAD.
Fachbereichsleiterin, Bezirksamt Mitte von Berlin, Amt für Weiterbildung und Kultur: Dr. Ute Müller-Tischler
Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt aus Projektmitteln von Draussenstadt und unterstützt vom Berliner Künstlerprogramm des DAAD. Animationen und Design by Ronnie Fueglister und Yves Graber, programmiert von Lorenz Peter.

 

by Volha Hapeyeva

(Без назвы)

з акна пякарні
на мяне пазірае стары мужчына

ён качае цеста

у італійскай вёсцы
усё жыццё
ён пёк хлеб
а цяпер вісіць здымкам
у акне ўнучкавай пякарні

у выгнанні
хочацца рабіць бачным
сваю рэальнасць каб не пачувацца
самотніцай без гісторыі

мой дзядуля не пёк хлеб
ён вучыў дзяцей
так казалі
бо калі мы сустрэліся ён быў на пенсіі
ляжаў на канапе ці сядзеў на прыпынку
праз які ўжо колькі год не хадзіў аўтобус

– унучка, паслухай, я хутка памру

так звычайна ён пачынаў размовы са мной
якія нікуды не рухаліся
пераміналіся з нагі на нагу тэмы смерці
а я ўсё чакала што ён вось-вось скажа мне нешта важнае
тое што будзем ведаць толькі мы з ім

цяпер ён словам ляжыць
на старонках маіх кніг
каб я не пачувалася
самотніцай без гісторыі

Верш паходзіць з «Trapezherz» Вольгі Гапеевай, выдавецтва Droschl, 2023.

(ohne Titel)

durchs fenster der bäckerei
sieht ein alter mann mich an

er rollt den teig

im italienischen dorf
hat er sein ganzes leben lang
brot gebacken
jetzt hängt er als bild
im fenster der bäckerei seiner enkelin

im exil
will man die eigene realität sichtbar machen
um sich nicht wie eine einzelgängerin
ohne geschichte zu fühlen

mein großvater backte kein brot
er unterrichtete kinder – sagte man
denn als wir uns trafen, war er bereits im ruhestand
lag auf der couch oder saß an der bushaltestelle
wo seit jahren kein bus mehr hielt

– hör zu, enkelin, ich werde sterben

so begann er normalerweise
seine gespräche mit mir
ich rechnete immer damit, dass er wieder etwas wichtiges sagen würde
etwas, das nur er und ich wissen werden

aber diese gespräche führten nirgendwo hin
nirgendwo als in den tod

jetzt liegt er als wort
in den seiten meiner bücher
sodass ich mich nicht als einzelgängerin
ohne geschichte fühle

Das Gedicht stammt aus „Trapezherz“ von Volha Hapeyeva, erschienen bei Droschl, 2023. Übersetzung: Matthias Göritz

Volha Hapeyeva, born in Minsk, Belarus (1982), is a poet, author, translator, and holds a PhD in linguistics. She has received numerous prizes and awards for her work. In Germany, she was a fellow of the Stiftung Preußische Seehandlung (2009) and a guest author at the Literarisches Colloquium Berlin (2018), among others. In Austria, she was artist-in-residence at the Internationale Haus der Autoren in Graz in 2013 and artist-in-residence in Vienna in 2014 (KulturKontakt of the Ministry of Culture). In 2019/2020, Volha Hapeyeva was Stadtschreiberin (town clerk) of Graz for one year. 2021/2022 Writer-in-Exile, PEN Center Germany, 2022 – DAAD Fellow.

Volha Hapeyeva, geboren in Minsk, Belarus (1982), ist eine Lyrikerin, Autorin, Übersetzerin und promovierte Linguistin. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen. In Deutschland war sie u. a. Stipendiatin der Stiftung Preußische Seehandlung (2009) und Gastautorin im Literarischen Colloquium Berlin (2018). In Österreich war sie 2013 Artist-in-Residence im Internationalen Haus der Autoren in Graz und 2014 Artist-in-Residence in Wien (KulturKontakt des Kultusministeriums). 2019/2020 war Volha Hapeyeva für ein Jahr Stadtschreiberin von Graz. 2021/2022 Writer-in-Exile, PEN-Zentrum Deutschland, 2022 – DAAD Fellow.